ab 12 Jahre

Deine Schönheit ist nichts wert

Ein Leben in Sprachlosigkeit

Er wird vor ihrer Tür stehen und ihr eine rote Rose schenken. Und dann werden sie beide, Ana und Veysel, miteinander ins Kino gehen … Solche Tagträume sind die einzigen glücklichen Momente für den zwölfjährigen Veysel seit er mit seiner Familie die türkische Heimat verlassen musste, um in Österreich Asyl zu beantragen. In der Realität schaut der schüchterne Außenseiter nur heimlich zur seiner Angebeteten hinüber. Denn Veysel spricht kein Deutsch.

Deine Schöhnheit ist nichts Wert

Das macht ihn zum Problemschüler, und auch zu Hause gibt es ständig Ärger. Sein großer Bruder Mazlum macht den Vater für alles Elend verantwortlich, weil der als kurdischer Freiheitskämpfer aktiv war, anstatt sich um seine Familie zu kümmern. Und wenn Mazlum abhaut, ist es Veysel, der nachts loszieht, um ihn zu suchen.

Deine Schöhnheit ist nichts WertDeine Schöhnheit ist nichts Wert

Die Probleme scheinen den Zwölfjährigen zu erdrücken, bis er eines Tages seinen türkischen Nachbarn Cem kennenlernt. Gemeinsam übersetzen sie das Liebesgedicht „Deine Schönheit ist nichts wert“ des berühmten türkischen Dichters Asik Veysel, das Veysel seiner Ana widmen möchte. Doch die Illusion eines möglichen Glückes währt nur kurz: Eines Tages steht ein
Polizeiauto vor der Tür: Eine Familie wird abgeschoben ...

Über den Film

Der Regisseur Hüseyin Tabak (Ein Pferd auf dem Balkon), selbst Sohn kurdischer Immigranten, erzählt die Geschichte durchgehend aus dem Blickwinkel seiner zwölfjährigen Hauptfigur. Damit bringt er auch schon einem jungen Publikum auf anschauliche und einfühlsame Weise nahe, mit welchen Schwierigkeiten viele Flüchtlinge zu kämpfen haben, wenn sie in einem fremden Land Asyl beantragen und jederzeit wieder abgeschoben werden können. Nicht nur, dass sich Veysel fast ohne Hilfe in einer fremden Umgebung und Kultur zurechtfinden und mit den familiären Spannungen umgehen muss, treiben ihn seine fehlenden Deutschkenntnisse zusätzlich in die Isolation.

Hüseyin Tabak versteht es dabei, die Gefühlswelt Veysels, den Druck, der auf ihm lastet, seine kleinen gedanklichen Fluchten mit romantisch-idyllischen Tagträumen ebenso wie die Ängste und Nöte der ganzen Familie gefühlvoll und eindrücklich, aber ohne jegliches Pathos, darzustellen.

„In der Regel verlässt kein Mensch freiwillig seine Heimat“, sagt der Regisseur Hüseyin Tabak. „Aber wer auswandert, hat nicht nur seine Konflikte im Koffer, sondern auch die eigene Kultur, Sprache und Tradition.“ Genau dies ist das Zentrum dieses eindringlichen Films über einen Jungen in einem fremden Land, dessen Alltag geprägt ist von Sprachlosigkeit.

Auszeichnungen

Antalya Golden Orange Film Festival 2012: 6 türkische Filmpreise (Bester Film, Bestes Drehbuch, Bester Schnitt, Bester Hauptdarsteller u.a.); 4 Österreichische Filmpreise (Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Filmmusik) und viele weitere internationale Filmpreise

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