ab 12 Jahre

Vielen Dank für nichts

Mitleid? Nein, danke!

Valentin ist verbittert, fühlt sich um das Leben betrogen. Nach einem Snowboardunfall sitzt er im Rollstuhl, lebt in einem Behindertenheim mit lauter "Vollspasten", wie er sie nennt, und wird von seiner Mutter gezwungen an einem Theaterprojekt für Behinderte teilzunehmen. Sein Schmerz äußert sich in blanker Wut. Der 17-Jährige beleidigt, lästert und eckt unentwegt an. Nur die hübsche Pflegerin Mira bringt ihn auf andere Gedanken. Das Problem aber: Mira hat einen Freund. Der kann laufen und sieht gut aus.

Vielen Dank für nichts

Doch Valentin entscheidet sich, den Kampf gegen den gesunden und erfolgreichen Nebenbuhler aufzunehmen. Ist es Liebe oder sportlicher Ehrgeiz? Auf jeden Fall kommt endlich Leben in die Bude. Das neue Ziel beflügelt ihn und voller Begeisterung bieten sich sein Zimmergenosse Titus und der spastisch gelähmte Lukas als Komplizen an. Die sind zwar behindert, aber keineswegs bescheuert.

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Frust ablassen kann die Rollstuhl-Gang, wenn sie durch die Fußgängerzone rast, bewusst Passanten anfährt und die „Mitleidsnummer“ abzieht. Was die Freunde besonders genießen, ist der Blick der angerempelten Passanten, denen sie absichtlich in die Hacken fahren. Der ist erst verärgert, doch wenn sie bemerken, wer sie da fast umgefahren hat, entschuldigen sie sich sogar bei den Rollstuhl-Rowdys. Bald gehen die Drei noch einen Schritt weiter: Besser echter Ärger als gespieltes Gutmenschentum! Und so schmieden sie einen Plan, der sie von Opfern zum Tätern machen wird: Sie überfallen die Tankstelle von Miras Freund und beweisen sich und der Welt, wozu "Spastis" so alles in der Lage sind!

Über den Film

Es war nicht unser Anliegen, einen „Behinderten-Film“ zu drehen", schreiben die Regisseure im Presseheft. Für Hillebrand und Paulus ist das ein stigmatisierender Stempel. Ein Genre, in dem die Gesellschaft voller Mitleid auf Behinderte schaut und der schnell in Betroffenheits-Kitsch abdriftet. Den Regisseuren war es enorm wichtig, die meisten Rollen mit wirklich behinderten Menschen zu besetzen, wobei erfahrene Schauspieler neben Laien agieren. Ihr Film ist nicht immer politisch korrekt, zeigt aber genau dadurch, dass sie ihre Protagonisten sehr ernst nehmen.

Der Film fragt, wo Fürsorge endet und Bevormundung anfängt. Er ermöglicht einen unverkrampften Zugang zum Thema Behinderung, baut Hemmungen ab und ist daher hervorragend geeignet um integrative Diskussionen zuzulassen: Was muss passieren, damit das eigentümlich leere Schlagwort "Inklusion" von einer politischen Phrase, von einer Wunschvorstellung zur gesellschaftlichen Realität wird?

Die Helden dieser „barrierefreien Komödie“ sind keine Opfer, sondern verlangen vom Leben nicht weniger als alle anderen auch. Valentin, Lukas und Titus wollen – wie die „Normalen“ – vor allem eins: ernst genommen werden.

Auszeichnungen

Auszeichnungen: 49. Solothurner Filmtage, Schlingel Filmfestival 2013, Filmfestival Sao Paulo 201, Nominierung für den hessischen Filmpreis 2013 u.a.

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