ab 10 Jahre

Kopfüber

Buchstabensuppe im Kopf

Sascha klaut und lügt, wird schnell wütend und hält sich an keine Abmachung. Er kann weder richtig lesen noch schreiben und muss eine Förderschule besuchen. Dabei ist der Zehn-jährige durchaus liebenswert und hat auch seine guten Seiten: Fahrräder repariert er wie kein anderer und gemeinsam mit seiner Freundin Elli sammelt er ausgefallene Geräusche um sie zu Geräuschmusik zu mischen.

Kopfüber

Als Sascha mal wieder beim Klauen erwischt wird, holt sich seine alleinerziehende Mutter Hilfe beim Jugendamt. Erziehungsbeistand Frank überzeugt Saschas Mutter, eine Kinderärztin zu konsultieren. Sein Verdacht wird bestätigt – bei Sascha wird eine Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert, die mit Medikamenten behandelt wird.

KopfüberKopfüber

Tatsächlich bewirken die Tabletten Wunder: Sascha ist plötzlich so ruhig und folgsam, dass es selbst der geplagten Mutter nicht geheuer ist. Etwas ist auf der Strecke geblieben. Elli bringt es auf den Punkt: „Weißt Du eigentlich, dass Du nicht mehr lachen kannst?“

Über den Film

Mit seinem neuen Film Kopfüber (Filmstart: 7.11.2013) beweist der renommierte Regisseur Bernd Sahling (Die Blindgänger) aufs Neue, wie er sich in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Kindes einfühlen kann. Auf unaufgeregte Art beschreibt er den Mikrokosmos eines zehnjährigen Jungen, bei dem eine Krankheit diagnostiziert wird, die nach Aufmerksamkeit und Nähe ruft. ADHS ist allerdings nicht das Hauptthema des Films, auch die Frage nach dem Für und Wider der Medikation wird nur angerissen – es geht vielmehr um Fragen an die Gesellschaft über den Umgang mit Kindern, die die "Norm" nicht erfüllen.

Es ist ein ruhiger, beobachtender Film, der ganz dicht an dem Jungen bleibt. Der ewigen Frage der Anpassung des Individuums an die Gesellschaft wird nachgegangen und kann, das liegt in der Natur der Sache, nicht beantwortet werden. Ebenso die Frage der Verantwortung abwesender Eltern: Ellis Mutter ist tot, ihr Vater tagelang als Fernfahrer unterwegs. Saschas Vater ist unbekannt und die Mutter durch Arbeit, Haushalt und ständige Sorge um ihre Söhne überfordert und nicht ansprechbar.

Das Thema des Films wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert, daher war es schwierig, Geld für dieses Unterfangen zu beschaffen. Das Drehbuch war schon 2001/2002 fertiggestellt, es beruht auf eigenem Erleben des Regisseurs aus seiner Zeit als nebenberuflich tätiger Familienhelfer. Der Titel "Kopfüber" beruht auf Ellis Idee, dass ihr Freund schneller denken kann, wenn sein Kopf besser durchblutet wird. Deshalb der Versuch, sich kopfüber aus dem Bett zu hängen. | Andreamaluga.wordpress.com

Auszeichnungen

Kopfüber wurde zu 30 internationalen Festivals eingeladen und von der European Film Academy mit einer Nominierung für den EFA YOUNG AUDIENCE AWARD ausgezeichnet.

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