ab 14 Jahre

Ihr könnt euch niemals sicher sein

Wer läuft hier Amok?

Der 17-jährige Gymnasiast Oliver Rother hat in HipHop-Texten eine Form gefunden, seine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zum Ausdruck zu bringen. Deutschlehrerin Selma Vollrath hat dafür überhaupt kein Verständnis und gibt dem talentierten Jungen null Punkte für seine Rap-Interpretation von Goethes „Werther“. Wutentbrannt verlässt Oliver den Unterricht und verliert dabei einen Zettel mit einem Text, in dem er droht, seine Lehrerin zu töten. Das Kollegium ist schockiert und alarmiert die Polizei.

Ihr könnt euch niemals sicher sein

Als diese bei der Hausdurchsuchung gewalttätige Videos auf Olivers Computer findet und sich der Jugendliche nicht eindeutig von seinen Sprüchen distanziert, nimmt ein ungeahntes Drama seinen Lauf. Denn wer will die Verantwortung dafür übernehmen, nicht rechtzeitig reagiert und möglicherweise ein Blutbad verhindert zu haben?

Ihr könnt euch niemals sicher seinIhr könnt euch niemals sicher sein

Oliver wird zur Beobachtung in die Jugendpsychiatrie eingewiesen, wo festgestellt werden soll, ob von ihm eine Fremd- oder Selbstgefährdung ausgeht. Olivers Eltern kämpfen zwar um ihren Sohn, sind aber ebenfalls von Zweifeln geplagt. Kennen sie ihren Sohn wirklich, wissen sie alles über ihn? Je größer der Druck auf Oliver wird, desto ungeschickter agiert er und gerät mehr und mehr in die Isolation. Nur der Deutschrusse Micha und Olivers große Liebe Charlotte halten bedingungslos zu dem potenziellen Amokläufer. Als Charlottes Vater den Umgang mit ihr verbietet und dann auch noch Katja auftaucht, die sich in der Psychiatrie in Oliver verliebt hat, eskaliert die Situation.

Über den Film

Die preisgekrönte WDR-Produktion ist kein Film über die tragischen Ereignisse in Erfurt oder Winnenden, sondern über die Angst vor weiteren Amokläufen. Mehr als 75 Hinweise auf mögliche Gewalttaten erhielt die Polizei in NRW allein innerhalb eines Jahres nach dem Amoklauf in Winnenden. Während der Arbeit am Drehbuch ereignete sich eine weitere Schul-Tragödie – ein Kölner Gymnasiast warf sich vor eine Straßenbahn, nachdem er sich als potenzieller Amokläufer verdächtigt sah und von der Polizei verhört wurde.
Der Titel ist für diesen herausragenden Film Programm. Denn niemand in Olivers Umgebung ist sich sicher, das Richtige zu tun. Keiner findet sich in der Welt zurecht, in der Oliver gerade nach Orientierung sucht: Möglicherweise ist der Einzelgänger hochgefährlich; möglicherweise ist er lediglich poetisch besonders begabt und leidet unter den altersüblichen Pubertäts-
erscheinungen. Die sorgfältig inszenierte und exzellent gespielte Studie zeigt die Sorgen und Hilflosigkeit von Lehrern und Eltern ebenso wie die Gefühle des Hasses und der Langeweile der Hauptfigur. Mit Olivers trotziger Feststellung „Ihr könnt nicht in mich reingucken. Ihr könnt Euch niemals sicher sein“ entlässt uns der Film in die eigene Verantwortlichkeit.

Auszeichnungen

Adolf Grimme Preis 2009; Hauptpreis der Jury des Festivals in Biarritz sowie Preis für das beste Drehbuch 2009; Förderpreis der DEFA-Stiftung beim Internationalen Filmfestival Schlingel und viele weitere nationale und internationale Auszeichnungen.

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