ab 10 Jahre

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

„Als Flüchtling muss man eben oft Abschied nehmen“

Berlin, 1933: Anna Kemper ist neun Jahre alt, als sich ihr Leben von Grund auf ändert. Vor der Machtübernahme Hitlers lebt sie mit ihren Eltern, ihrem Bruder Max und der Haushälterin Heimpi in einer Villa in Berlin. Als klar wird, dass Hitler die Reichstagswahl gewinnen wird, muss ihr Vater, ein berühmter Theaterkritiker und erklärter Feind der Nationalsozialisten, in die Schweiz flüchten. Seine Frau Dorothea sowie Anna und Sohn Max sollen nachkommen. Alles muss ganz schnell gehen, Zeit zu packen bleibt kaum: Und so kommt es, dass Anna neben ihren Freundinnen, Heimpi und Onkel Julius auch ihr Lieblingskuscheltier, das rosa Kaninchen, zurücklassen muss.

Anna kuschelt im Bett mit ihrem rosa Stoffkaninchen

Sie darf nur ein Stofftier einpacken und Anna entscheidet sich schließlich schweren Herzens für den alten Teddy, den sie seit frühesten Kindheitstagen besitzt. Noch ist Anna überzeugt, dass sie bald in ihr altes Leben zurückkehren wird. Doch was als Abschied für nur kurze Zeit gedacht war, ist jedoch ein Abschied für immer.

Die Familie auf dem Bahnhof in Zürich Familie Kemper vor den Bergen in der Schweiz

Das gesamte Eigentum der Familie wird beschlagnahmt, dem Vater die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. In der Schweiz muss sich die ehemals wohlhabende Familie einem Leben voller Herausforderungen und Entbehrungen stellen und bald schon beschließen die Kempers weiterzuziehen. Die Suche nach einer neuen Heimat führt die Familie über Paris bis nach London. Während Anna ihr geliebtes Stoffkaninchen schmerzlich vermisst, ist sie dennoch davon überzeugt, dass schon alles irgendwie gut gehen wird, solange ihre Familie zusammenhält.

Über den Film

Der autobiografisch-gefärbte Jugendroman von Judith Kerr verkaufte sich seit seinem Erscheinen im Jahr 1973 über 1,3 Millionen Mal und auch die Verfilmung durch Oscar®-Preisträgerin Caroline Link konnte seit Dezember 2019 über eine Million Zuschauer in die deutschen Kinos locken. Die berührende Geschichte über Abschied, familiären Zusammenhalt und Zuversicht wurde dieses Jahr in der Kategorie Bester Kinderfilm mit dem deutschen Filmpreis und vielen weiteren Preisen ausgezeichnet. Erzählt aus der Perspektive eines neunjährigen jüdischen Mädchens ermöglicht er auch einem jüngeren Publikum den Zugang zur Geschichte des „Dritten Reichs“ und sensibilisiert mit den Themen Rassismus, Flucht und Exil auch für aktuelle Fluchtgeschichten.

Mit dieser Geschichte, die noch einmal gut ausgeht, hat Judith Kerr Generationen von Kindern an die Verfolgung und Vertreibung der Juden herangeführt, bevor es dann weitergeht zum Holocaust, und zum ›Tagebuch der Anne Frank‹. Diese besondere Kinderperspektive, sie muss dann auch die Stärke einer gelungenen Verfilmung sein. Im Grunde sehr naheliegend für die Gegenwart und ihre neuen Flüchtlingskrisen. Ein Stoff wie geschaffen für Caroline Link.
» Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung, München

Caroline Link geht das erste Projekt nach ihrem kolossal erfolgreichen ›Der Junge muss an die frische Luft‹ mit offensichtlicher Liebe zu der literarischen Quelle an. Das von ihr in Kooperation mit der Schauspielerin Anna Brüggemann verfasste Drehbuch behält die mitunter altersgerecht naive, dennoch von Kerr mit viel Klugheit und sogar ein wenig Humor angefütterte Perspektive der jungen Protagonistin bei.
» Oliver Kube, filmstarts.de, Berlin

Der Regisseurin und ihrem Ensemble gelingt das Kunststück, dass man als Erwachsener dem Geschehen ähnlich fasziniert folgen kann wie als Kind. Es ist ein Familienfilm, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ältere Zuschauer mögen mit ihrer Erfahrung der Geschichte von den Bildern sogar stärker berührt werden, Kinder wiederum können die vielen lustigen Momente besser auskosten. Caroline Link inszeniert mit doppeltem Blick, lenkt die Schauspieler der Eltern (Carla Juri und Oliver Masucci als Eltern) so, dass ihre zunehmende Verunsicherung spürbar wird.
» Cornelia Geissler, Berliner Zeitung

Was für die Verfilmung ›Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‹ einnimmt, ist die konsequent inszenierte kindliche Perspektive. Wir erleben mit der Zehnjährigen Gefühle wie Abschiedsschmerz, wenn Anna vor dem Verlassen ihres Zimmers sich von einzelnen Gegenständen auf ungewisse Zeit verabschiedet, was sich später, in der Schweiz, als endgültiger Abschied herausstellt, als auch den Kindern klar wird, dass sie nicht mehr nach Berlin zurückkehren werden. Durch einen Anruf von Heimpi aus Berlin erfuhren sie, dass die Nazis ihre gesamte Einrichtung konfisziert und aus dem Haus geschafft haben, daher ja auch der Buchtitel: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl.
» Christel Strobel, artechock.de, München

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